Wenn nachts 20 Damen erscheinen

Seit zwei Jahren ist, jeweils am zweiten Samstag eines Monats, das Cafe „Klatsch“ im Kindergarten Großwenkheim geöffnet. Bei Kaffee und Kuchen werden frische Neuigkeiten ausgetauscht, Fachgespräche geführt, geklatscht und getratscht oder auch gespielt. Dieses Mal fungierte der Frauenbund als Gastgeber und unterstützte den Kindergarten.

Mit einem bunten Programm wurden die vorwiegend weiblichen Besucher im vollbesetzten Haus bestens unterhalten. Die Chefin des Frauenbundes, Heike Waldvogel, sorgte als Wahrsagerin für viel Spaß. Höhepunkt war der Auftritt von Rainer Breunig aus Großbardorf in seiner Rolle als gestresster Ehemann. Der Hobbykabarettist, der alle Texte selbst schreibt, präsentierte ausdrucksstark und pointenreich allerlei Begebenheiten aus dem realen Eheleben. Nicht etwa die viele Haus- und Gartenarbeit machen ihn zum gestressten Ehemann. Nein, „Tupperware“ heißt das Reizwort und ist Auslöser für wiederkehrenden Stress mit ungeahnten Folgen. Mit diesem Thema machte sich Breunig bei den Frauen logischerweise nicht immer beliebt, bei den wenigen Männern ganz sicher. Schließlich hatten wohl alle ihre einschlägigen Erfahrungen. Die Art der Darbietung, die Dialektsprache und die vielen Pointen brachten das Publikum immer wieder zu herzhaftem Lachen. Für Breunig gibt es viel zu viel „von dem ganzen Geraffel“. In unterschiedlichen Größen, Formen und „Deggelich“ ist Tupperware im Überfluss im Haus und beim Öffnen der Türe des Küchenschranks fällt schon Einiges entgegen. Was beim Essen übrig bleibt, kommt in Tupperschüsselich und „süch amol dazu immer es richtige Deggle“. Die Erfolglosigkeit der Suche führt dann dazu, dass die Dose mit unpassendem Deckel von einem altbewährten Gummi zugehalten wird. „Viel zu viel gibt`s vo dann Zeuch, was mer gor net braucht“, wettert der Ehemann. Die Salatschleuder bezeichnete Breunig als „Hilti der Tupperware“. Wenn ihn seine Frau mit „Hase“ tituliert und bezirzt, ist wieder etwas mit Tupperware zu erwarten. Neuer Stress ist vorprogrammiert. „Des Schlimmste, wos mer sich denk ko, is e Tupperwareabend zu Haus“, so der gestresste Ehemann. Da reden 20 Frauen in entsprechender Lautstärke nicht nur über Dosen , auch der Eierlikör, der Rotwein und alle anderen Flüssigkeiten sind aufgebraucht. „Un a Schüssele wird immer gekäfft. Mer hot ja noch net genuch.“ Solche Abende verursachten bei Breunig schon Albträume. Dabei erschienen 20 Damen, fesselten ihn an einen Stuhl, rasierten die Haare weg, putzten die Glatze und piesackten ihn mit verschiedenen Utensilien. Die Folge, der gestresste Ehemann musste in psychiatrische Behandlung. An die EU will er einen Antrag stellen, dass auf jedem Teil steht „Tupperware gefährdet ihre Gesundheit.“ Und sein Hausarzt attestierte ihm schon erste Anzeichen von Tupperkulose. Rainer Breunig, im richtigen Beruf Schreinermeister, sucht sich seine Themen im Alltagsleben. Dabei beobachtet er scharf und berücksichtigt auch Details. Wenn das Ganze dann noch in die passende Sprache („Ich red wie mer der Schnabel gewachsen ist“) mit der entsprechenden Mimik und Gestik verpackt ist, dann ist für beste, tiefgründige Unterhaltung gesorgt. Ob sich die Anzahl der Tupperwaren-Utensilien in den einzelnen Küchenschränken zumindest nicht vergrößert, ist nicht nachprüfbar.

 

     

Fotos: Tupperwaren verursachen bei Rainer Breunig immer Stress.