Prächtige Zeugnisse des Sonnenabtes

Einer der bekanntesten in der langen Reihe der Zisterzienseräbte des Klosters Bildhausen ist Bonifatius Geßner. Zahlreiche Zeugnisse seines Wirkens sind auch heute noch, 240 Jahre nach seinem Tode, im Kloster Maria Bildhausen zu sehen, das eindrucksvollste steht aber in Großwenkheim.

Vor 240 Jahren, genau am 11. Juni 1770, starb Bonifatius Geßner, der 41. Abt des Zisterzienserklosters Bildhausen. Über diesen bedeutenden Leiter des Klosters ist Einiges in der Festschrift „950 Jahre Kirche Großwenkheim“ der beiden schon verstorbenen Autoren Pfarrer Oskar Kern und Wendelin Volk aufgezeichnet. Johannes Geßner wurde am 17. November 1699 als Sohn eines Landwirts in Großwenkheim geboren. Am 13. Mai 1721 trat er in das Noviziat des Zisterzienserklosters Bildhausen ein und legte am 14. Mai 1722 die Ordensgelübde ab, wobei er den Klosternamen Bonifatius erhielt. Nach der Priesterweihe feierte P. Bonifatius seine Primiz am 2. November 1727. Im Kloster Bildhausen war er Lektor der Theologie und Philosophie und wurde mit 39 Jahren Kanzleidirektor. In dieser Position hatte er die Gerichtsbarkeit des Klosters teils selbst zu erledigen, teils ließ er sie durch den Syndikus (= ständiger Rechtsbeistand) ausüben. Am 5. Mai 1738 war P. Bonifatius zusammen mit dem Abt Engelbert Klöpfel (1731 bis 1754) beim Generalkapitel des Zisterzienserordens in Citeaux, um den Generalabt zu wählen. 1751 lenkte er in seinem Geburtsort die Wahl eines neuen Schultheißen (Johann Nikolaus Geßner). Das Ansehen des P. Bonifatius stieg im Kloster Bildhausen immer mehr und am 28. Mai 1754 wählten ihn die Konventualen zu ihrem neuen Abt als Nachfolger des verstobenen Abtes Engelbert. In seinem Wappen ist u.a. eine strahlende Sonne. Daher stammt der noch heute bekannte Beinamen „Sonnenabt“. Während seiner Amtszeit erlebte das Kloster Bildhausen eine Glanzzeit, aber auch schwierige Jahre. Der „Siebenjährige Krieg“ verschonte das Kloster nicht. Eine verheerende Wasserflut überschwemmte am 28. Mai 1761 das Kloster, wo auch die ehemalige prächtige Abteikirche, die 1826 abgerissen wurde, unter Wasser stand. Die Beseitigung der Schäden bereiteten dem Abt große Sorgen. Bonifatius Geßner vergaß jedoch auch nie seinen nahegelegenen Geburtsort Großwenkheim. So erwirkte er beispielsweise die „landesherrliche Genehmigung“, vier Märkte jährlich abhalten zu dürfen. Seine bis heute jedoch eindrucksvollste Leistung ist der Bau der prächtigen Barockkirche Mariä Himmelfahrt (1765 bis 1772). Abt Bonifatius hat 1765 eigenhändig den Grundstein gelegt, nachdem er einen Plan für ein kleineres Gotteshaus abändern ließ. Nach Vollendung des Rohbaus 1767 holte er den bedeutenden Kirchenmaler Johann Peter Herrlein (1722 bis 1799). Das Deckengemälde im „Dom der Vorrhön“ gehört zu den berühmtesten Werken des Künstlers. Als im Jahre 1770 der Schultheiß Caspar Schmitt eine präzise Kostenaufstellung zum Kirchenbau vorlegte, ergab sich ein erheblicher Fehlbetrag. Den Ausgaben in Höhe von 9665 fl (Gulden) 2 ½ bz (Batzen) standen Einnahmen von nur 2136 fl 19 bz gegenüber. Abt Bonifatius schoss den Fehlbetrag zu, der erst 1775 an das Kloster zurückgezahlt werden konnte. Geweiht wurde die Kirche am 23. August 1772 durch den Würzburger Weihbischof Daniel von Gebsattel. Diesen Festtag durfte Abt Bonifatius Geßner allerdings nicht mehr erleben. Er war am 11. Juni 1770 im Alter von 71 Jahren gestorben. An Abt Bonifatius erinnern der von ihm gestiftete Hochaltar (gemalt von Marquart Treu aus Bamberg), das Chronostichon am Hauptportal und der von Herrlein an die Kirchendecke gemalte Ausschnitt aus dem Abtswappen, eine Sonne und das Ordenszeichen der Zisterzienser. Außerdem verewigte ihn Herrlein auf der linken Seite des Deckengemäldes im Chorraum im weißen Ordensgewand der Zisterzienser zusammen mit dem Papst, dem Bischof und anderen kirchlichen Würdenträgern. Zeugnisse seines Wirkens im Kloster Maria Bildhauen sind das Gartensalett mit dem Abtswappen über der Eingangstür. Der „Sonnenabt“ ließ es 1765/66 als Sommerrefektorium erbauen. Außerdem ließ er im Abteigebäude eine prächtige Rokoko-Treppe einbauen und schmückte die Räume mit reichen Stukkaturen. Das Abteigebäude hatte Abt Georg Kihn 1625 als Prälatenwohnung errichten lassen.

Die großartigen Leistungen von Abt Bonifatius Geßner beim Bau der Pfarrkirche in Großwenkheim sind im Portalaufsatz auch gewürdigt mit den Inschriften in Latein „Lob sei dem Erbauer, Ruhm und immerwährende Ehre“ und „Dieses zum Himmel ragende Bauwerk ist zu Ehren der in den Himmel auffahrenden Jungfrau errichtet worden und geweiht dem Märtyrer Bonifatius“.

 

Foto1: Johann Peter Herrlein verewigte Abt Bonifatius auf einem Deckengemälde in der Pfarrkirche Großwenkheim.



Foto2: Johann Peter Herrlein verewigte Abt Bonifatius zusammen mit anderen kirchlichen Würdenträgern auf einem Deckengemälde in der Pfarrkirche Großwenkheim.



Foto3: Das Wappen des „Sonnenabtes“ am Gartensalett in Maria Bildhausen. Oben links der Löwe, das pfälzische Wappenzeichen des Klosterstifters von Bildhausen, Hermann von Stahleck; rechts die bayerischen Rauten; links unten das Klosterwappen des Zisterzienserklosters Bildhausen; daneben das persönliche Abtswappen – eine strahlende Sonne.


Prächtige Zeugnisse des Sonnenabtes

Großwenkheim/Maria Bildhausen Einer der bekanntesten in der langen Reihe der Zisterzienseräbte des Klosters Bildhausen ist Bonifatius Geßner. Zahlreiche Zeugnisse seines Wirkens sind auch heute noch, 240 Jahre nach seinem Tode, im Kloster Maria Bildhausen zu sehen, das eindrucksvollste steht aber in Großwenkheim.

Vor 240 Jahren, genau am 11. Juni 1770, starb Bonifatius Geßner, der 41. Abt des Zisterzienserklosters Bildhausen. Über diesen bedeutenden Leiter des Klosters ist Einiges in der Festschrift „950 Jahre Kirche Großwenkheim“ der beiden schon verstorbenen Autoren Pfarrer Oskar Kern und Wendelin Volk aufgezeichnet. Johannes Geßner wurde am 17. November 1699 als Sohn eines Landwirts in Großwenkheim geboren. Am 13. Mai 1721 trat er in das Noviziat des Zisterzienserklosters Bildhausen ein und legte am 14. Mai 1722 die Ordensgelübde ab, wobei er den Klosternamen Bonifatius erhielt. Nach der Priesterweihe feierte P. Bonifatius seine Primiz am 2. November 1727. Im Kloster Bildhausen war er Lektor der Theologie und Philosophie und wurde mit 39 Jahren Kanzleidirektor. In dieser Position hatte er die Gerichtsbarkeit des Klosters teils selbst zu erledigen, teils ließ er sie durch den Syndikus (= ständiger Rechtsbeistand) ausüben. Am 5. Mai 1738 war P. Bonifatius zusammen mit dem Abt Engelbert Klöpfel (1731 bis 1754) beim Generalkapitel des Zisterzienserordens in Citeaux, um den Generalabt zu wählen. 1751 lenkte er in seinem Geburtsort die Wahl eines neuen Schultheißen (Johann Nikolaus Geßner). Das Ansehen des P. Bonifatius stieg im Kloster Bildhausen immer mehr und am 28. Mai 1754 wählten ihn die Konventualen zu ihrem neuen Abt als Nachfolger des verstobenen Abtes Engelbert. In seinem Wappen ist u.a. eine strahlende Sonne. Daher stammt der noch heute bekannte Beinamen „Sonnenabt“. Während seiner Amtszeit erlebte das Kloster Bildhausen eine Glanzzeit, aber auch schwierige Jahre. Der „Siebenjährige Krieg“ verschonte das Kloster nicht. Eine verheerende Wasserflut überschwemmte am 28. Mai 1761 das Kloster, wo auch die ehemalige prächtige Abteikirche, die 1826 abgerissen wurde, unter Wasser stand. Die Beseitigung der Schäden bereiteten dem Abt große Sorgen. Bonifatius Geßner vergaß jedoch auch nie seinen nahegelegenen Geburtsort Großwenkheim. So erwirkte er beispielsweise die „landesherrliche Genehmigung“, vier Märkte jährlich abhalten zu dürfen. Seine bis heute jedoch eindrucksvollste Leistung ist der Bau der prächtigen Barockkirche Mariä Himmelfahrt (1765 bis 1772). Abt Bonifatius hat 1765 eigenhändig den Grundstein gelegt, nachdem er einen Plan für ein kleineres Gotteshaus abändern ließ. Nach Vollendung des Rohbaus 1767 holte er den bedeutenden Kirchenmaler Johann Peter Herrlein (1722 bis 1799). Das Deckengemälde im „Dom der Vorrhön“ gehört zu den berühmtesten Werken des Künstlers. Als im Jahre 1770 der Schultheiß Caspar Schmitt eine präzise Kostenaufstellung zum Kirchenbau vorlegte, ergab sich ein erheblicher Fehlbetrag. Den Ausgaben in Höhe von 9665 fl (Gulden) 2 ½ bz (Batzen) standen Einnahmen von nur 2136 fl 19 bz gegenüber. Abt Bonifatius schoss den Fehlbetrag zu, der erst 1775 an das Kloster zurückgezahlt werden konnte. Geweiht wurde die Kirche am 23. August 1772 durch den Würzburger Weihbischof Daniel von Gebsattel. Diesen Festtag durfte Abt Bonifatius Geßner allerdings nicht mehr erleben. Er war am 11. Juni 1770 im Alter von 71 Jahren gestorben. An Abt Bonifatius erinnern der von ihm gestiftete Hochaltar (gemalt von Marquart Treu aus Bamberg), das Chronostichon am Hauptportal und der von Herrlein an die Kirchendecke gemalte Ausschnitt aus dem Abtswappen, eine Sonne und das Ordenszeichen der Zisterzienser. Außerdem verewigte ihn Herrlein auf der linken Seite des Deckengemäldes im Chorraum im weißen Ordensgewand der Zisterzienser zusammen mit dem Papst, dem Bischof und anderen kirchlichen Würdenträgern. Zeugnisse seines Wirkens im Kloster Maria Bildhauen sind das Gartensalett mit dem Abtswappen über der Eingangstür. Der „Sonnenabt“ ließ es 1765/66 als Sommerrefektorium erbauen. Außerdem ließ er im Abteigebäude eine prächtige Rokoko-Treppe einbauen und schmückte die Räume mit reichen Stukkaturen. Das Abteigebäude hatte Abt Georg Kihn 1625 als Prälatenwohnung errichten lassen.

Die großartigen Leistungen von Abt Bonifatius Geßner beim Bau der Pfarrkirche in Großwenkheim sind im Portalaufsatz auch gewürdigt mit den Inschriften in Latein „Lob sei dem Erbauer, Ruhm und immerwährende Ehre“ und „Dieses zum Himmel ragende Bauwerk ist zu Ehren der in den Himmel auffahrenden Jungfrau errichtet worden und geweiht dem Märtyrer Bonifatius“.

Foto1: Johann Peter Herrlein verewigte Abt Bonifatius auf einem Deckengemälde in der Pfarrkirche Großwenkheim.

Foto2: Johann Peter Herrlein verewigte Abt Bonifatius zusammen mit anderen kirchlichen Würdenträgern auf einem Deckengemälde in der Pfarrkirche Großwenkheim.

Foto3: Das Wappen des „Sonnenabtes“ am Gartensalett in Maria Bildhausen. Oben links der Löwe, das pfälzische Wappenzeichen des Klosterstifters von Bildhausen, Hermann von Stahleck; rechts die bayerischen Rauten; links unten das Klosterwappen des Zisterzienserklosters Bildhausen; daneben das persönliche Abtswappen – eine strahlende Sonne.