Engagierte Diskussion bei der Bürgerversammlung
Nach genau 155 Minuten konnte Bürgermeister Helmut Blank die Bürgerversammlung im Sportheim Großwenkheim beschließen. Ortssprecher Arno Schlembach konnte 37 Besucher begrüßen, darunter drei Frauen und die Stadträte Johannes Pfennig und Michaela Wedemann, sowie Ortssprecher Burkard Schodorf aus Seubrigshausen. Arno Schlembach listete zunächst die städtischen Aktivitäten in Großwenkheim seit 25. Juni 2009 auf. Dazu gehören der Bau des Wirtschaftsweges vom Pfädlein bis zur Gemarkung Großbardorf für eine Gesamtsumme, einschließlich der Fördermittel, von rund 425 000 Euro. Ein Teilstück ist aufgrund der schwierigen Untergrundverhältnisse noch nicht fertiggestellt, doch hoffe man, so Schlembach, dass die beiden problematischen Stellen in Kürze den geforderten Belastungen standhalten. Weiter wurden das Kriegerdenkmal, mit Unterstützung von Bürgern, und der Bildstock vor dem Kindergarten restauriert und im Dorfweiher „Weth“ Silber- und Graskarpfen zur Bekämpfung der Algen eingesetzt. Die ehemalige Schule konnte durch eine Bäckerei im Untergeschoss und die Firma „Netzwerk“ im Obergeschoss nahezu komplett vermietet werden. Auf dem neuen Gewerbegebiet am Friedhof baut die Firma Radina auf 6 000 Quadratmeter eine neue Zimmerei. Die Restfläche von rund 4 000 Quadratmeter ist noch frei. Ausgewertet werden derzeit die Daten der Kanalbefahrung. Bei den Haushaltsberatungen im Juli wird im Stadtrat entschieden über die Sanierung des Bonifatiusplatzes und den Neubau eines Feuerwehrgerätehauses. Glücklich zeigte sich Schlembach, dass es dank der Unterstützung durch die Stadt gelungen sei, den Kindergarten in Großwenkheim zu sichern. Die Stadt übernimmt das Defizit, da weniger als 22 Kinder die Einrichtung besuchen. Ein Neubaugebiet wird angesichts der fehlenden Geldmittel in Großwenkheim nicht ausgewiesen. Dafür werden, so die Planung, zwei neue Bauplätze auf dem ehemaligen Turngarten entstehen. Der Briefkasten der Post wird ab 23. Juni an der Ostseite des Bonifatiusplatzes platziert. Schlembach dankte Otto Klein und Edgar Kissner für die Betreuung des Wertstoffhofes und Martin Geßner für die Betreuung der Grünsammelstelle. Ganz besonders dankte der Ortssprecher allen Bürgerinnen und Bürgern und den Vereinen für ihr Engagement und ehrenamtliche Tätigkeiten.
Bürgermeister Helmut Blank beschränkte sich „auf die große Stadtpolitik“, tangierte bei Bedarf aber jeweils den Stadtteil Großwenkheim. Dreh- und Angelpunkt sei im Stadtrat die akute Geldnot der Stadt. Nach der Auflistung der aktuellen Zahlen (wir berichteten) nannte Blank einige wichtige Punkte, wie die ehemalige Gewehrfabrik, die Zufahrt zum Toraxzentrum, die Schließung der Schule in Seubrigshausen, die Kindergärten, Spielplätze, Friedhöfe, die Städtebauförderung, umbenannt in Stadtumbau West, die Erschließungsbeiträge und Grüngutsammelplätze. Der Dank des Bürgermeisters galt der Mannschaft, die den Spielplatz in Großwenkheim ehrenamtlich wieder hergestellt hat. Weiter machte Blank Ausführungen zur Marienanstalt, zur geplanten Fotovoltaikanlage in Großwenkheim, die aber gestoppt sei und dem Spannungsfeld für den Bau von Windenergieanlagen. Nach Großwenkheim seien 2009 rund 160 000 Euro netto geflossen. Hauptthema für das Stadtoberhaupt war die finanzielle Situation der Stadt. Auch der demografische Wandel mit dem Rückgang der Einwohnerzahl von 8182 im Jahre 2000 auf prognostizierten 7400 im Jahre 2016 habe enorme Einflüsse auf die Pro-Kopf-Verschuldung und bringe Probleme hinsichtlich der Wasser- und Abwassergebühren. „Ich kann nicht mehr zur Bank, da ich dort kein Geld mehr bekomme“, meinte Blank und wies sehr deutlich darauf hin, dass absoluter Sparzwang herrsche. „Die unangenehmen Probleme müssen angegangen werden und es wird sehr wohl wehtun“, so der Bürgermeister. Auf dem Prüfstand sehen zuerst die freiwilligen Einrichtungen der Stadt. Anfang Juli kommt der Bürgermeister aus dem mittelfränkischen Rednitzhembach nach Münnerstadt und stellt sein Konzept zur Sanierung der städtischen Finanzen vor. Den Ausführungen des Bürgermeisters schloss sich eine sachliche, engagierte, teilweise auch kontroverse Diskussion an. So entstehen wegen der Probleme beim Bau des Wirtschaftsweges Zusatzkosten von rund 20 000 Euro. Der Aushub des Wirtschaftsweges werde, so Arno Schlembach, zum Großteil in der eigenen Flur, der noch gelagerte Teil für den Holzlagerplatz und für Waldwege verwendet. Ludwig Bieberich bemängelte die erhöhte Trassenführung des neuen Wirtschaftsweges („die Höhenführung ist katastrophal“), weshalb einige Gartenbesitzer ihren Garten nicht mehr erreichen könnten. Dies sei in erster Linie ein Problem des Architekten. Nicht nur Michael Gessner kritisierte heftig das permanente Verschieben von Maßnahmen innerhalb der Dorferneuerung. Der Bürgermeister wollte nicht mehr auf Versäumnisse in der Vergangenheit zurückblicken. Das Projekt Dorferneuerung sei nicht gestorben, sondern derzeit zurückgestellt. Zugesichert seien vom Amt für ländliche Entwicklung Mittel bis 2014. Das neue Feuerwehrgerätehaus solle in zwei Bauabschnitten, beginnend noch in diesem Jahr, entstehen und danach der Bonifatiusplatz umgestaltet werden. Kommandant Bernhard Rützel betonte, dass von Seiten der Feuerwehr die Neugestaltung des Bonifatiusplatzes auf keinen Fall behindert werde. Konkrete Einsparmöglichkeiten wollte Norbert Rink wissen. Der Bürgermeister nannte dazu die freiwilligen Leistungen der Stadt, den Bereich des Personals, die Auslagerung kostentreibender Posten. „Es werden unpopuläre Maßnahmen kommen, aber ich kann nicht mehr anders“, so Blank. „Der Stadtrat wird so harte Entscheidungen treffen müssen wie bisher noch kein anderer zuvor“, verstärkte Arno Schlembach die anstehenden Sparmaßnahmen. Martin Geßner stellte klar, dass die Grüngutsammelstelle Großwenkheim nur von Einheimischen genutzt werden dürfe. Das Gebiet um Großwenkheim ist nach den Worten von Arno Schlembach vom Bau von Windkraftanlagen ausgeschlossen, da es erst kürzlich in das Programm für Wiesenbrüter aufgenommen worden sei.
Foto1: Mit dem Neubau des Feuerwehrgerätehauses soll in einem ersten Bauabschnitt noch in diesem Jahr begonnen werden.
Foto2: Kritisiert wurde die überhöhte Trassierung des Wirtschaftsweges, der teilweise, wie auf dem Foto, noch nicht fertiggestellt ist.