Tischtennis seit 100 Jahren

Tischtennis ist in vielen Familien eine beliebte Sportart. Auf eine besonders lange Zeit können die Brüder Josef und Urban Geßner zurückblicken, denn zusammen spielen sie seit 100 Jahren aktiv für Großwenkheim Tischtennis. Ein Jubiläum, das weit und breit einmalig sein dürfte.

 

Begonnen haben beide Brüder in den 50er Jahren auf ganz primitiven Holzplatten, mehr Holzbohlen, im privaten Bereich. Die ersten spielgerechten Platten zimmerte der einheimische Schreiner einschließlich der Böcke als Untergestell und sie wurden von den Spielern selbst finanziert. Am 8. Oktober 1958 wurde in Großwenkheim unter Leitung des damaligen Schulleiters Gustav Vogel der Tischtennisclub (TTC) gegründet und Josef und Urban Geßner waren von Anfang an aktiv dabei. Am 1. Januar 1962 fusionierte der TTC mit dem FC 46 Großwenkheim. Mit der Fusion übernahm Urban Geßner bis 1967 die Leitung der Tischtennisabteilung des FC 46. Ab 1958 beteiligten sich die Tischtennis-Spieler am Rundenspielbetrieb im Kreis Rhön/Saale. Gespielt wurde in den Anfangsjahren im alten Tanzsaal der Gastwirtschaft Trost, von 1964 bis 1966 im Tanzsaal der Gastwirtschaft Sotier, danach im neu erbauten Sportheim auf zwei Tischen. Seit 1982 können die Großwenkheimer in der Turnhalle in Großbardorf unter hervorragenden Bedingungen schmettern oder abwehren. Da es in den Anfangsjahren in der Umgebung nur wenige Tischtennisvereine gab, mussten teilweise weite Strecken bis nach Hammelburg und Wildflecken zurückgelegt werden. In der Regel wurde auch auswärts in Tanzsälen mit oft diffuser Beleuchtung gespielt, denn Turnhallen und damit deutlich verbesserte Spielbedingungen gab es erst zu Beginn der 70er Jahre. Trainiert wurde meist in unregelmäßigen Abständen ohne Trainer. Jeder Spieler entwickelte seinen eigenen Stil. Josef Geßner bevorzugte die defensive Variante und ist bis zum heutigen Tag wegen seiner Unterschnittbälle meist mit der Rückhand und seiner kämpferischen Einstellung bis zum letzten Ballwechsel vor allem für junge Angriffsspieler ein gefürchteter Gegner. Sein Bruder dagegen setzt weitgehend auf das Angriffsspiel mit der Vorhand. Beide gehörten viele Jahre, Josef bis 1990, Urban bis 1992, zu den Stützen der 1.Mannschaft. Heute spielen sie in der 2.Mannschaft in der 3.Kreisliga an Position vier und fünf. Mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung bringen sie trotz des fortgeschrittenen Alters, Josef ist 71, Urban 68 Jahre alt, vor allem die jungen Gegner nicht selten in arge Verlegenheit. Besonders gerne erinnert sich Josef an ein Zeitspiel im Jahre 1980 in Hammelburg, das er im Entscheidungssatz nach einem Rückstand von 11:19 noch mit 21:19 gewann. Den Begriff „Zeitspiel" hatte Josef Geßner kurioserweise vorher gar nicht gekannt, doch zu seinem Glück vergeigte sein Gegner den hohen Vorsprung recht fahrlässig. Josefs bekannte stoische Ruhe trug ein Übriges zum Sieg bei. Auch Urban Geßner, der ab 1967 mehrere Jahre auch Spielgruppenleiter im Kreis war, erinnert sich natürlich besonders gerne an Spiele, die er trotz hohen Rückstands noch umdrehen konnte. Seit vielen Jahren trainiert und betreut Urban Geßner erfolgreich den Nachwuchs. Beide spielten auch aktiv jahrelang Fußball für den FC 46. Josef zwischen 1954 und 1970, Urban von 1959 bis 1982 immer in der 1.Mannschaft. Neben dem Tischtennisspiel haben die beiden Rentner noch weitere Hobbys. Josef Geßner, gelernter Tücher und Verputzer, engagiert sich bekanntlich seit vielen Jahren als Restaurator der vielen Denkmäler in und um Großwenkheim, während sein jüngerer Bruder, der das Schlosserhandwerk erlernte, möglichst oft sein Rennrad besteigt und ausgiebige Fahrten unternimmt oder auch gerne wandert. „So lange die Füße noch tragen, wollen wir noch Tischtennis spielen", meint Josef im Einklang mit seinem Bruder, denn dieser Sport, der Beweglichkeit, Reaktionsvermögen und Nervenstärke erfordere, könne bis ins hohe Alter ausgeübt werden. Für 50 Jahre aktives Tischtennis Spielen wurden die beiden Brüder in diesem Jahr mit Ehrennadel und Urkunde des Bayerischen Tischtennis-Verbandes ausgezeichnet.

Foto: Josef (links) und Urban Geßner spielen gemeinsam seit 100 Jahren Tischtennis in Großwenkheim.