FC 46 -Meister der A-Klasse Rhön
Es wurde schon bedenklich dunkel, vor allem für die Fotografen, als sich am 5.Juni 2008 um 21.18 Uhr Spieler, Trainer, Betreuer und Fans des FC 46 Großwenkheim auf dem Sportplatz in Seubrigshausen in den Armen lagen, Freudentänze aufführten, manche Träne vergossen und überglücklich im Fußballhimmel gelandet waren.
Nach einem Spiel, das an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten war, gewann der FC Großwenkheim nach Verlängerung und Elfmeterschießen das Entscheidungsspiel gegen den FC Poppenlauer mit 8:7, wurde Meister der A-Klasse Rhön, Gruppe 6 und damit wieder Kreisklassist.
Dieses besondere Ereignis in der Geschichte des 242 Mitglieder starken Clubs wurde gleich zweimal gefeiert. Am Triumphtag von den meisten nur in begrenztem Zeitlimit, schließlich mussten die lupenreinen Amateurkicker am nächsten Tag wieder am Arbeitsplatz erscheinen. Dafür hieß es zwei Tage später nach dem Umzug durch das Dorf zu den Marschmusiktönen der Jugendblaskapelle „open end" am und im Sportheim. Mussten sich die Kicker beim Umzug mit Stehplätzen begnügen, konnten Vorsitzender Liberat Schmitt, Trainer Werner Schrepfer und Bürgermeister Helmut Blank alters- und standesgemäß die Strecke auf einem bequemen Sofa zurücklegen und die Freudenrufe der Fans gelassen genießen. Der Vereinsboss steckte sich eine extra große „Brazil" an. Lautstark unterstützt wurden die Kicker in Seubrigshausen vom eigenen Fanclub, einer Mischung aus jungen und altgedienten weiblichen und männlichen Anhängern. Die junge Generation bezeichnet sich als „UG 07", Ultras Großwenkheim 2007 und besitzt sogar eine eigene Fahne. Denkwürdig bleibt das Spiel gegen Poppenlauer auch, weil die Großwenkheimer zuvor noch nie ein Entscheidungs- oder Relegationsspiel gewonnen hatten. 2006 scheiterten sie in Thundorf mit 0:1 am SV Rothhausen und ein Jahr später blieb der Aufstieg in die Kreisklasse erneut verwehrt, 0:4 hieß es am Ende in Eichenhausen gegen die Reserve des FC Strahlungen.
Auch in dieser Saison musste der FC Großwenkheim bis zum 5.Juni um den Aufstieg zittern. Langwierige Verletzungen von Leistungsträgern ließen die Sorgenfalten vor allem bei Trainer Werner Schrepfer, seit Februar 2007 auf der Kommandobrücke, sehr tief werden. Matthias Mäckler (Kreuzbandriss), Spielführer Oliver Jurk (Meniskusriss) und Christof Freibott (Bänderriss in der Schulter) fielen monatelang aus und waren auch in Seubrigshausen nur bangende und Daumen drückende Zuschauer. Steffen Fürsch wurde im Entscheidungsspiel nach langer Verletzungspause (Leistenbruch) in der 80.Minute eingewechselt und avancierte mit seinen drei Treffern prompt zum Matchwinner. „Glückliches Händchen des Trainers" nennt man so einen gewagten Schachzug.
Patrick Schmitt, inzwischen auch schon 30 Jahre jung und mit 200 Zentimetern Körpergröße der längste im Team, nennt „den guten Zusammenhalt auch außerhalb des Spielfeldes", „eine gute Mischung aus jungen und älteren Spielern" und dass „Jeder für Jeden kämpft" als Hauptgründe für die Meisterschaft. Nach Ansicht von Trainer Werner Schrepfer waren die vielen Einzelgespräche nach den Verletzungen und einigen Durchhängern vor allem in der Vorrunde und eine möglichst konstante Mannschaftsaufstellung einige Faktoren. Als Knackpunkt bezeichnete er den 3:0 Sieg in Poppenaluer. „Danach wurde es zum Selbstläufer", so Schrepfer, der auch die Unterstützung durch die Zuschauer nicht zu loben vergisst. Alle 28 Punktspiele haben Sebastian Gessner (Spielführer für den verletzten Oliver Jurk) und Torwart Michael Wohlfart mitgemacht. Die besten Torschützen waren Heiko Seit mit 19, Patrick Schmitt mit 14 und Steffen Fürsch mit 13 Treffern. Jüngster Spieler ist mit 18 Jahren Patrik Schmitt (Schreibweise beachten) aus der eigenen Jugend. Ältester ist Peter Freibott, der mit 43 Jahren eigentlich nur noch im AH-Team kicken wollte, aufgrund der Verletzungsmisere aber häufig als Joker aushalf. Kurioserweise ist Torwart Michael Wohlfart mit nicht gerade üppigen172 Zentimetern der kleinste Spieler. „Beim Entscheidungsspiel in Seubrigshausen, bei dem er zwei Strafstöße hielt, war er aber wiederum „der größte", verteilte der real größte Patrick Schmitt viel Lob an den kurzgewachsenen Torhüter. Vorgesorgt für die Meisterschaftsfeier wurde natürlich auch. „Nach dem letzten Punktspiel wurde vorsichtshalber schon einmal die Meisterschaftsfeier bis in die Morgenstunden geprobt", verriet Patrick Schmitt (Schreibweise!) augenzwinkernd. Mit dem Spruch „... die geilste Club die Welt!", ersonnen von Steffen Fürsch und Patrick Schmitt, trieben die Großwenkheimer bereits 2003 den Germanisten dicke Schweißperlen auf die Stirn. Nun gab es noch eine internationale Zugabe auf den Meisterschafts-T-Shirts: „Die geilste Club die Welt is back". Ein sprachlich sehr gewagter, Grammatik freier Spruch. Mit gemischten Gefühlen geht Trainer Werner Schrepfer in die Kreisklassen-Saison, auf die er sich aber freut und auf die er gespannt ist. „Es wird schwierig, doch wollen wir vor allem am Anfang mit der vorhandenen Euphorie viele Punkte sammeln", meint er, denn vier wichtige Leute werden wohl fehlen und „unser Spielerpotenzial ist nicht groß." Mit einem Platz im hinteren Mittelfeld wäre er zufrieden. Für Patrick Schmitt lautete die Zielsetzung: „Wir wollen uns im Mittelfeld etablieren."