Mundart-Rallye begeisterte auch in Großwenkheim
Auf dem Programm der unterfränkischen Kulturtage in Stadtlauringen stand auch eine Mundart-Rallye mit den Stationen Stadtlauringen, Birnfeld, Thundorf und Großwenkheim. Die Veranstaltungen waren ein Höhepunkt, denn die Häuser waren jeweils ausverkauft und das Publikum begeistert. Mit Fredi Breunig (Salz), Wolfgang Reichmann (Bamberg), Günter Stock (Margetshöchheim) und Wilhelm Wolpert (Haßfurt) traten vier hochkarätige Vertreter des fränkischen Mundart-Kabaretts auf.
Alle vier sind mit dem Frankenwürfel, dem fränkischen Nobelpreis, geadelt und weit über die fränkischen Grenzen hinaus bekannt. „Super, super“, war das am meisten zu hörende Wort nach dem Auftritt der Kabarettisten im Schützenhaus in Großwenkheim, wo der FC Bayern Fanclub die Veranstaltung mustergültig durchführte. Für jeden Auftritt waren etwa 30 Minuten geplant, dann rund 20 Minuten Pause bis zum nächsten Auftritt. Ein Format, das bei den Besuchern bestens ankam, denn die vier Akteure sind total unterschiedliche Charaktere, haben ihren eigenen, prägenden Stil, sind Unikate. Fredi Breunig, mit 60 Jahren der jüngste des Quartetts, setzte die Qualitätsmesslatte schon sehr hoch und brachte die Lachmuskeln ohne Aufwärmen auf Höchsttemperatur und strapazierte sie ebenso wie die anderen Drei. So manche Lachträne wurde mit dem Taschentuch getrocknet. Breunigs Themen kommen vorwiegend aus eigenen Erlebnissen und genauem Lesen von Zeitungen. Die überall zu hörenden Laubbläser seien völlig überflüssig, denn sie verlagerten ein Problem nur von einer Seite auf die andere ohne es zu lösen. Sie machten die Leute nur aggressiv. Über viele Ereignisse macht sich Breunig seine Gedanken, verpackt sie humorvoll, regt aber auch zum Nachdenken an, wie die hohe Zahl von Jugendlichen, die bei der Führerscheinprüfung durchfallen, die nur auf ihr Wischkästchen starren und sich nicht mehr unterhalten oder an missverständliche moderne Wörter. Da wird im Fränkischen leicht aus Schuschi Schischüh und auf der Speisekarte gibt es kein Zigeunerschnitzel mehr, sondern „Schnitzel nach Art umherziehender Familien“. Immer wieder bringt Breunig auch kuriose, zu Missverständnissen führende Beobachtungen zwischen Mann und Frau an. „Dialekt ist nicht leicht, oft missverständlich“, sagte Breunig. Mit Wolfgang Reichmann aus Bamberg stand der einzige Oberfranke vor dem Publikum. Der frühere Hauptschullehrer und nebenberufliche Sportreporter zündete ein Feuerwerk an Witzen und fand so manches kritische Wort auch an den Medien. „Die Talkshows kannst ausmachen. Da passiert nix. Die verwalten sich nur selber“, so Reichmann. Humoristisch wohlverpackt ließ er kein gutes Haar an den Politikern („Die verarschen uns alle“), dem Gesundheitswesen („überall nur Callcenter“), der Bundeswehr und weiteren Dingen. „Wir dürfen uns in Franken nicht alles gefallen lassen. Wir sind ein stolzes Volk. Wir lachen, vermehrt halt nach innen. Wir haben eine eigene Sprache, die ist Weltsprache, ist teilweise aber auch kurios und gegensätzlich“, sagte Reichmann. Beispiel. „Du bist fei gscheit blöd.“ Die fränkische Sprache habe drei Probleme. Mir – mich, Dativ – Genitiv und die Rechtschreibung. Aufregen tut er sich auch über die Touristenströme in Bamberg. Seit er in Rente ist, sei er „Factory Manager“, also Mädchen für Alles, meinte Günter Stock. Er ist bekannt als Winzerbäuerle Karl, zu dem er bei seinen Auftritten aufgehübscht wird. Mit seiner stoischen Ruhe beeindruckt er die Zuschauer. Seine Erlebnisse kreisen fast immer ums „Kunnerle“, seine Frau, die noch niemand gesehen hat, die aber großen Einfluss ausübt. Kennengelernt haben sie sich im Würzburger Hofgarten. Er hat die Enten und Gänse beobachtet, sie ist vorbeigelatscht und hat sich dann auch auf die Bank gesetzt. „Sie hat nix gered und ich nix. So hat e Wort es annere gäwe.“ Der Franke sei von Natur aus ein freundlicher Mensch, lebt aber nach innen. In einer Ehe gibt es natürlich jede Menge sprachliche Missverständnisse. Wilhelm Wolpert, mit stolzen 82 Jahren der älteste im Rallye-Quartet, las verschiedene seiner in ostunterfränkischer Mundart verfassten Gedichtli in seiner ruhigen, überzeugenden Art vor. Er hat seine messerscharfen Beobachtungen, die zum Lachen, aber auch zum Nachdenken animieren, in zahlreichen Büchern veröffentlicht. Wolperts Themenspektrum umfasst alle Lebensalter, aber auch das Tierreich. Da geht es um fromme und kranke Franken, um Oma und Opa und häufig um die Beziehung zwischen Mann und Frau. Bei Wolpert menschelt es sehr oft, natürlich fränkisch in Franken. „Der fränkische Moo ist leidenschaftlich – wenn er will“, weiß Wolpert, er sei halt eben ein Frecker. Gedanken macht sich der Haßfurter auch über den Nachwuchs. Da kann der Enkel mit zweieinhalb Jahren zwar das Wort Mikroprozessor aussprechen, aber nicht aa. Jedes seiner Gedichtli endet mit einer, oft überraschenden Pointe. Die Rufe aus dem Publikum nach Zugabe wurden von den Akteuren gerne erfüllt. Der Mundart-Rallye Abend wird den Besuchern noch lange in bester Erinnerung bleiben. Ein unterhaltsamer Abend, garniert mit nachdenklichen und lehrhaften Zutaten. Fotos (Anton Then): Fredi Breunig, Wolfgang Reichmann, Günter Stock, Wilhelm Wolpert.