Konkrete Maßnahmen gegen den Problembiber




In einer eigens einberufenen, sehr gut besuchten Bürgerversammlung im Rathaus in Großwenkheim stand der Problembiber im Mittelpunkt, aber auch die extrem wichtige Vielfalt seltener Vögel. Nach rund 130 Minuten wurden Lösungsmöglichkeiten erarbeitet, die der gesetzlich vorgeschriebenen Erhaltung des Bibers als auch den Sorgen der betroffenen Landwirte Rechung tragen. 2. Bürgermeister Michael Kastl, der die Versammlung souverän leitete, stellte eingangs fest, dass sich hier der Naturschutz und die Interessen der Grundstückeigentümer gegenüber stünden und es keine einfachen Lösungen gebe.

Nicht jedes Problem könne mit Geld gelöst werden. „Die Ansiedelung des Bibers ist gesellschaftlich gewünscht, aber die bebaubaren Flächen nehmen dadurch ab“, sagte Kastl. Bei diesem Spagat müsse durch Gespräche nach Lösungen gesucht werden. Roland Lenhart, Sachgebietsleiter der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Bad Kissingen informierte über das Verhalten des Bibers. Ungefähr fünf Biber machten im Landkreis mehr Arbeit und dazu zählen zwei Biber in Großwenkheim, einer in der Wannig, der andere  im Riedgraben, wo er inzwischen einen See mit etwa drei Hektar Wasserfläche angelegt hat. „Durch diesen See haben sich schon eine ganze Reihe verschiedener, sehr seltener Vögel angesiedelt. Das ist einzigartig im Landkreis und vermutlich darüber hinaus“, sagte Lenhart. Hier sei nicht der Biber das Problem, sondern die Vögel. Der Riedgrabensee werde deshalb auf alle Fälle erhalten. Für die Landwirte, die hier ganz hochwertiges Gras ernteten, müssten Ausgleichsflächen zur Verfügung gestellt werden. Den Biber, wie oft gewünscht, einfach abfangen oder abschießen bringe nichts, da sich der Nachwuchs an gleicher Stelle wieder ansiedele. Lenhart schlug verschiedene technische Lösungen vor. In der emotional sehr positiven, sachlichen Diskussion wurden verschiedene Probleme angesprochen. „Das eigentliche Problem mit dem Biber ist der Riedgraben entlang des Radweges Richtung Großbardorf“, sagte Martin Geßner. Hier seien mehrere Biberdämme und rund 27 Hektar Ackerfläche müssten trocken gelegt werden. Er wies auch auf die Verschlammung von Dränagerohren hin. Festgestellt wurde, dass sich ein Biber unter den Radweg hineingegraben habe und die Gefahr bestünde, dass der Weg stark beschädigt werde. Geßner wies auch darauf hin, dass durch den Damm am Riedgrabensee Großwenkheim vor Hochwasser geschützt werde. Wenn der See zu viel Wasser habe, bekomme bei Starkregen Großwenkheim erhebliche Probleme. Arno Schlembach kritisierte, dass sich seit der Stadtratssitzung am 19. November 2016 nichts getan habe. Dem widersprach Frank-Peter Ullmann von der Unteren Naturschutzbehörde. Im Riedgrabensee sei schon Wasser abgelassen worden, Teile des Biberdammes seien abgetragen und Verhandlungen mit Landwirten geführt worden. Martin Geßner stellte die Frage, wie viel Landfläche noch geopfert werden müssten und wies auf Gefahrenstellen hin, die heute schon berücksichtigt werden sollten. „Wir brauchen auch Flächen für die Landwirte“, appellierte Geßner und meinte, mit drei Seen seien in Großwenkheim genügend für die Vögel vorhanden. Arno Schlembach meinte, keiner verstehe, dass sich ein Tier so schnell weiter vermehren darf. Bemängelt wurde auch, dass an der Wannig erst mit viel Geld Schwarzerlen gepflanzt wurden, von denen der Biber schon zahlreiche wieder gefällt hat. Das sei ein natürlicher Vorgang und es würden wieder Weiden wachsen, wurde entgegnet. Michael Kastl meinte, man müsse die Kulturlandschaft erhalten und einen Ausgleich zwischen intakter Natur und den Belangen der Landwirtschaft finden. Roland Lenhart schlug einige konkrete Maßnahmen für den Problembiber in Großwenkheim vor, die bei den Anwesenden auf offene Ohren stießen. Am Riedgrabensee, den Lenhart als „Kleinod im Landkreis“ bezeichnete, wird der Biberdamm teilweise abgetragen, damit Wasser abfließen kann und die Dränagenrohre frei bleiben. Die Wasserfläche soll auf rund 1,5 Hektar reduziert werden. Am Biberdamm wird ein entsprechend großer Mönch eingebaut, mit dem der Wasserspiegel des Sees reguliert werden kann. Im Riedgraben bis zum Ortsrand von Großwenkheim und ab dem Tansania-Kreuz Richtung Großbardorf werden die Biberdämme entfernt und die Lage ständig überwacht. Wenn danach trotzdem noch mehr junge Biber kommen, werden sie abgeschossen. Dies gilt auch, wenn sich nach einer Untersuchung herausstellt, dass der Radweg Richtung Großbardorf untergraben ist. Angesprochen wurde auch, dass eine Person vor Ort den Wasserstand des Riedseegrabens permanent beobachten müsste. Mit den betroffenen Landwirten sollen weiter interne Gespräche geführt werden. Bei der Umsetzung der Maßnahmen sagte Michael Kastl die Unterstützung durch die Stadt zu. Martin Geßner zeigte sich „zufrieden mit den getroffenen Zusagen“, hätte sich eine solche Versammlung aber schon früher gewünscht. „Wenn der Biber weg ist, sind auch die Äcker gerettet“, sagte Geßner. Er passe genau auf, ob sich der Biber verzieht. Auch mit den Maßnahmen am Riedgrabensee sei er einverstanden. „Ich weiß, dass dieser See von vielen Leuten wegen seiner Vielfalt an Tieren sehr geschätzt und gerne besucht wird und er soll auch deshalb nicht wieder verschwinden“,sagte Geßner. „Das gibt eine dauerhafte Aufgabe und ich hoffe, dass die Zusagen und Zugeständnisse von Amts wegen auch eingehalten werden“, sagte Arno Schlembach, der sich mit den Kompromissvorschlägen ebenfalls zufrieden zeigte. Es sei erstaunlich, welche Vielfalt an Vögeln sich am Riedgrabensee und am Schirmsee in so kurzer Zeit angesiedelt haben.








Foto (Anton Then): Ein Vielzahl auch an seltenen Vögeln hat sich am Riedgrabensee angesiedelt.