Walter Kempf verfasste im Krieg Liedertexte

Walter Kempf verfasste während seiner Einsätze im II. Weltkrieg sogar Liedertexte und führte ein genaues Tagebuch. Vor genau 70 Jahren wurde er aus der Gefangenschaft entlassen und fand in Großwenkheim eine neue Heimat.  Kempf, 1924 in Politz im Sudentenland geboren, lebte viele Jahre mit seiner Frau Regina in deren Heimatort Großwenkheim. Er beschäftigte sich in seiner Freizeit vor allem mit dem Dorfgeschehen, das er in zahlreichen Bildern und Filmen festhielt.

1994 starb er im Alter von 70 Jahren in Großwenkheim. Walter Kempf führte über seinen Einsatz beim Reichsarbeitsdienst und seine Kriegseinsätze in Frankreich, Russland, der Ukraine und Italien vom 12. März 1942 bis 5. Mai 1945 ein umfangreiches Tagebuch. Am 5. Mai 1945 geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er am 30. März 1946 in Ingolstadt entlassen wurde. Anhand der vorhandenen Unterlagen und vielen eigenen Recherchen erstellte Erich Fries in mühevoller Kleinarbeit eine 74-seitige Dokumentation. „Ich möchte das historische Wissen den nachfolgenden Generationen erhalten“, sagt Fries, der durch seine umfangreichen Feldpostsammlungen bundesweit bekannt ist und auch schon über andere Kriegsteilnehmer ausführliche Werke verfasst hat, die auch das Stadtarchiv in Münnerstadt bereichern.

Walter Kempf rückte am 12. März 1942 zum Reichsarbeitsdienst nach Müglitz im Ostsudentenland ein, von wo es an die Atlantikküste nach Frankreich ging. Am 14. Oktober 1942 musste er zur Wehrmacht nach Böhmisch-Leipa. Im Feldlazarett in Vannes in Frankreich, wo Kempf wegen Diphtherie lag, schrieb er am 23. Jänner 1943 zur Melodie „Es geht alles vorüber“ das Lied „von den 3 Landsern.“ Der Beginn der ersten von sechs Strophen : „In Frankreich in einem Laz`rett da liegen 3 Landser im Bett, sind von Diphtherie geplagt, denn der Stabsarzt hat`s gesagt.“ Der Refrain lautet: „Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei, selbst auch diese sture Bettliegerei. Am 28. Feber 1943 verfasste Kempf einen weiteren Text mit dem Titel „Heimweh“ mit starker Sehnsucht nach seinem Geburtsort nach der Melodie „Oh mia bela Napoli.“ Nach der Genesung ging es nach Russland, wo er am 19. Juli 1943 durch einen Schulterdurchschuss verletzt wurde. Nach seiner Heilung wurde Kempf zu Aufräumarbeiten nach Berlin abkommandiert. Es folgte ein weiterer Kriegseinsatz als Funker und Fernsprecher in Italien, Istrien und Slowenien. Bei den Angreifern spricht er von „Polacken“ (Polen) und oft vom „Tommy“ (Amerikaner). Drei Tage vor Ende des II. Weltkriegs geriet Kempf am 5. Mai 1945 in Südtirol in amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde nach Pisa transportiert, wo er bis 22. März 1946 als Schreiber in der Administration gearbeitet hat. Hier schreibt er von sehr schlechter Verpflegung („dreimal täglich einen halben Liter Wassersuppe“) und von furchtbarer Hitze. Im März 1946 wurden die Gefangenen zurück nach Deutschland gebracht. „Heute ist also der große Tag, da ich aus der Kriegsgefangenschaft entlassen werde“, freute sich Kempf am 30. März 1946. Er erhielt 40 Reichsmark, aber keine Verpflegung. Da er nicht wusste, wohin er sollte, fuhr er mit einem Freund mit dem Zug nach Münchberg in Oberfranken. Am 5. April kam er in ein Flüchtlingslager nach Neustadt bei Coburg. „Baracken, keine Betten, kein Stroh, kein Licht, kein Ofen – nichts“, beschreibt er die Zustände in diesem Lager. Kempf hat auch viele Zeichnungen, die Kameraden über Kriegsereignisse malten, gesammelt, dazu Gedichte und Liedtexte.  Auf Arbeitssuche fuhr er zu Albin Brixi, einem Bekannten in Arnshausen bei Bad Kissingen. Hier erfuhr er, dass seine Eltern in Jena lebten, zu denen er Kontakt aufnahm. Im Klostergut Bildhausen fand Kempf schließlich ab 15. Mai 1946 Arbeit. Interessant, dass er beim Besuch seiner Eltern 5 DM im Verhältnis 1:1 gegen 5 Mark der DDR umtauschen musste, wie eine Bescheinigung der Deutschen Notenbank Saalfeld Wechselstube Probstzelle vom 20. III. 1951 bestätigt. Einreisegenehmigungen in die DDR wurden damals in Deutsch und Russisch ausgestellt als er und seine spätere Frau, Fräulein Regina Balling, zu den Eltern bzw. Schwiegereltern nach Jena reisten. 


Erich Fries verfasste ein Buch über die Kriegserlebnisse von Walter Kempf.