Große TT-Schiedsrichterkarriere beendet
WM- und EM-Einsätze als Tischtennis-Schiedsrichter – Im Lehrwesen eine Instanz
Bericht und Foto von Rudi Dümpert
Bad Königshofen/Großwenkheim (rd) Es war das letzte Mal. Man wird ihn ab sofort nie mehr in seiner grauen Hose und blauem Sakko mit dem Emblem des DTTB (Deutscher Tischtennisbund) auf der Brusttasche sehen. Anton Then, 64, pensionierter Lehrer, einst in Kleineibstadt, Großbardorf, Sulzfeld und Bad Königshofen in der Volksschule tätig, wurde nun auch in seiner überaus erfolgreichen nationalen und internationalen Aufgabe als Tischtennis-Schiedsrichter und –Funktionär in den Ruhestand verabschiedet. Beim Heimspiel des TSV Bad Königshofen am Sonntag gegen den ASV Grünwettersbach saß er zum allerletzten Mal am Zähltisch, kontrollierte vor den jeweiligen Matches die Schläger der Kontrahenten, die Netzhöhe, warf die Münze zur Seitenwahl, passte dann genau auf, dass die Aufschläge regelkonform ausgeführt wurden oder ein Ball noch knapp die Kante berührt hatte. Um nach dem Match per Handschlag den Dank der zwei bzw. vier Spieler entgegenzunehmen.
Vor dem offiziellen Spielbeginn gratulierte ihm der Bezirksvorsitzende des unterfränkischen Tischtennisverbands Joachim Car (Langendorf), der mit Then und Josef van Eckert (Mellrichstadt) zusammen das Spiel der 2. Bundesliga Süd leitete. Car überreichte Anton Then, „in deinem Wohnzimmer sozusagen“, die Urkunde des BTTV und ernannte ihn damit zum Ehrenschiedsrichter. Nach 45 Jahren ist eine im Schiedsrichter-Bereich große Karriere zu Ende gegangen, die Toni Then mit seiner Prüfung und Ernennung zum Bezirksschiedsrichter im Jahr 1969 begonnen hatte. 1978 wurde er vom BTTV zum Verbandsschiedsrichter und 1984 vom DTTB zum Bundesschiedsrichter ernannt, hatte also vor 30 Jahren bereits Einsätze bei Bundesligaspielen und bei Deutschen Meisterschaften. 1990 stieg Toni Then zum internationalen Schiedsrichter auf, war von da ab bei Länderspielen, Welt- und Europameisterschaften im Einsatz.
Auch auf der Funktionärsebene durchlief der Großwenkheimer mehrere Stationen, hatte immer ein gewichtiges Wort mitzureden, waren sein Rat, seine profunde Regelsicherheit, sein immenses Fachwissen und sein unbestechliches Gerechtigkeitsempfinden gefragt. Er fungierte als Kreis-Schiedsrichterobmann, als Bezirks-Schiedsrichterobmann, als Lehrwart Nordbayern und schließlich als Verbandslehrwart. Zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Richard Kettemer drehte er einen Tischtennis-Lehrfilm zum Thema „Aufschlag“, der in ganz Deutschland bei Schulungen eingesetzt wird. Wenn immer er zumindest irgendwo in Bayern bei einem Tischtenniswettkampf oder einer Meisterschaft auftauchte, hieß es, „der Then ist da.“ Und das bedeutete gleichzeitig: Das ist doch der, der sich vor keinem noch so großen und berühmten Spieler fürchtet. Und der schon manchem von ihnen zum Beispiel verbot, mit diesem oder jenem Schläger zu spielen, weil er nicht den Regeln entspricht, zum Beispiel der Belag über das Schlägerholz hinaus ragt.
„Ein Mal“, erinnert er sich, „es war bei den Europameisterschaften in Stuttgart 1992, hatte eine Engländerin einen solchen Belag. Ich habe sie aufgefordert, ihn abzuschneiden, worauf sie antwortete, sie habe keine Schere. Dann habe ich eine aus meiner Tasche genommen, worauf sie in ihrer Tasche wühlte und doch eine fand.“ Natürlich hat der „Herr Lehrer“ über all diese Aufgaben und Erlebnisse auch genau Buch geführt. Dabei kommt er auf insgesamt 170 Einsätze als Oberschiedsrichter sowie 67 als Schiedsrichter am Tisch von der Kreisliga über Deutsche Meisterschaften, Bundesliga-, Länder- und Championsleague-Spiele. Er hatte Einsätze bei der WM in Dortmund (1989), als Rosskopf/Fetzner Weltmeister wurden, bei der WM in Eindhoven (1999) und bei der EM in Stuttgart (1992) sowie beim Weltfinale der Sportjugend in Bütgenbach (1997) im Auftrag des Bayerischen Kultusministeriums.
Im Rahmen eines Championsleague-Spiels in der Würzburger s´Oliver-Arena bekam er vor 2000 Zuschauern vom BTTV-Präsidenten Günter Czerpa die Ehrennadel des Bayerischen Tischtennisverbands in Gold mit großem Kranz überreicht. Er würdigte Then für seine Geradlinigkeit und Entscheidungssicherheit in Detailfragen sowie seine Unerschrockenheit, mit der er weder vor Weltmeistern, Olympiasiegern noch vor Vereinsfunktionären und noch so potenten Sponsoren zurückweicht. Jüngstes und allerletztes Intervenieren von Toni Then? Sporthalle Bad Königshofen diesen Sonntag: Nach dem ersten Satz ermahnt er den einheimischen Spieler Christoph Schüller, noch dazu aus seinem Nachbarort Kleinbardorf: „Mach mal deinen Aufschlag richtig!“ Worauf der schlagfertig antwortete: „Welchen?“ „Da musste ich selber lachen“, was er in seiner „großen Zeit“ sicher anders gehandhabt hätte. Warum legt man mit solcher Erfahrung und bei bester Gesundheit, bei dieser hohen Akzeptanz und Wertschätzung, so ein Amt nieder? „Weil 45 Jahre Turnhalle an Freitagabenden, Samstagen und Sonntagen, wenn´s draußen schön ist, einfach reichen.“
Bericht und Foto von Rudi Dümpert
Bad Königshofen/Großwenkheim (rd) Es war das letzte Mal. Man wird ihn ab sofort nie mehr in seiner grauen Hose und blauem Sakko mit dem Emblem des DTTB (Deutscher Tischtennisbund) auf der Brusttasche sehen. Anton Then, 64, pensionierter Lehrer, einst in Kleineibstadt, Großbardorf, Sulzfeld und Bad Königshofen in der Volksschule tätig, wurde nun auch in seiner überaus erfolgreichen nationalen und internationalen Aufgabe als Tischtennis-Schiedsrichter und –Funktionär in den Ruhestand verabschiedet. Beim Heimspiel des TSV Bad Königshofen am Sonntag gegen den ASV Grünwettersbach saß er zum allerletzten Mal am Zähltisch, kontrollierte vor den jeweiligen Matches die Schläger der Kontrahenten, die Netzhöhe, warf die Münze zur Seitenwahl, passte dann genau auf, dass die Aufschläge regelkonform ausgeführt wurden oder ein Ball noch knapp die Kante berührt hatte. Um nach dem Match per Handschlag den Dank der zwei bzw. vier Spieler entgegenzunehmen.
Vor dem offiziellen Spielbeginn gratulierte ihm der Bezirksvorsitzende des unterfränkischen Tischtennisverbands Joachim Car (Langendorf), der mit Then und Josef van Eckert (Mellrichstadt) zusammen das Spiel der 2. Bundesliga Süd leitete. Car überreichte Anton Then, „in deinem Wohnzimmer sozusagen“, die Urkunde des BTTV und ernannte ihn damit zum Ehrenschiedsrichter. Nach 45 Jahren ist eine im Schiedsrichter-Bereich große Karriere zu Ende gegangen, die Toni Then mit seiner Prüfung und Ernennung zum Bezirksschiedsrichter im Jahr 1969 begonnen hatte. 1978 wurde er vom BTTV zum Verbandsschiedsrichter und 1984 vom DTTB zum Bundesschiedsrichter ernannt, hatte also vor 30 Jahren bereits Einsätze bei Bundesligaspielen und bei Deutschen Meisterschaften. 1990 stieg Toni Then zum internationalen Schiedsrichter auf, war von da ab bei Länderspielen, Welt- und Europameisterschaften im Einsatz.
Auch auf der Funktionärsebene durchlief der Großwenkheimer mehrere Stationen, hatte immer ein gewichtiges Wort mitzureden, waren sein Rat, seine profunde Regelsicherheit, sein immenses Fachwissen und sein unbestechliches Gerechtigkeitsempfinden gefragt. Er fungierte als Kreis-Schiedsrichterobmann, als Bezirks-Schiedsrichterobmann, als Lehrwart Nordbayern und schließlich als Verbandslehrwart. Zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Richard Kettemer drehte er einen Tischtennis-Lehrfilm zum Thema „Aufschlag“, der in ganz Deutschland bei Schulungen eingesetzt wird. Wenn immer er zumindest irgendwo in Bayern bei einem Tischtenniswettkampf oder einer Meisterschaft auftauchte, hieß es, „der Then ist da.“ Und das bedeutete gleichzeitig: Das ist doch der, der sich vor keinem noch so großen und berühmten Spieler fürchtet. Und der schon manchem von ihnen zum Beispiel verbot, mit diesem oder jenem Schläger zu spielen, weil er nicht den Regeln entspricht, zum Beispiel der Belag über das Schlägerholz hinaus ragt.
„Ein Mal“, erinnert er sich, „es war bei den Europameisterschaften in Stuttgart 1992, hatte eine Engländerin einen solchen Belag. Ich habe sie aufgefordert, ihn abzuschneiden, worauf sie antwortete, sie habe keine Schere. Dann habe ich eine aus meiner Tasche genommen, worauf sie in ihrer Tasche wühlte und doch eine fand.“ Natürlich hat der „Herr Lehrer“ über all diese Aufgaben und Erlebnisse auch genau Buch geführt. Dabei kommt er auf insgesamt 170 Einsätze als Oberschiedsrichter sowie 67 als Schiedsrichter am Tisch von der Kreisliga über Deutsche Meisterschaften, Bundesliga-, Länder- und Championsleague-Spiele. Er hatte Einsätze bei der WM in Dortmund (1989), als Rosskopf/Fetzner Weltmeister wurden, bei der WM in Eindhoven (1999) und bei der EM in Stuttgart (1992) sowie beim Weltfinale der Sportjugend in Bütgenbach (1997) im Auftrag des Bayerischen Kultusministeriums.
Im Rahmen eines Championsleague-Spiels in der Würzburger s´Oliver-Arena bekam er vor 2000 Zuschauern vom BTTV-Präsidenten Günter Czerpa die Ehrennadel des Bayerischen Tischtennisverbands in Gold mit großem Kranz überreicht. Er würdigte Then für seine Geradlinigkeit und Entscheidungssicherheit in Detailfragen sowie seine Unerschrockenheit, mit der er weder vor Weltmeistern, Olympiasiegern noch vor Vereinsfunktionären und noch so potenten Sponsoren zurückweicht. Jüngstes und allerletztes Intervenieren von Toni Then? Sporthalle Bad Königshofen diesen Sonntag: Nach dem ersten Satz ermahnt er den einheimischen Spieler Christoph Schüller, noch dazu aus seinem Nachbarort Kleinbardorf: „Mach mal deinen Aufschlag richtig!“ Worauf der schlagfertig antwortete: „Welchen?“ „Da musste ich selber lachen“, was er in seiner „großen Zeit“ sicher anders gehandhabt hätte. Warum legt man mit solcher Erfahrung und bei bester Gesundheit, bei dieser hohen Akzeptanz und Wertschätzung, so ein Amt nieder? „Weil 45 Jahre Turnhalle an Freitagabenden, Samstagen und Sonntagen, wenn´s draußen schön ist, einfach reichen.“