Die Enttäuschung sichtbar gemacht

Zum geplanten Fachmarktzentrum in Münnerstadt fand am Mittwochabend eine zweite öffentliche Veranstaltung statt, auf die Bürgermeister Helmut Blank, wie er betonte, unbedingt bestand, damit mehr Einwohner im gesamten Stadtgebiet angesprochen werden und ihre Meinung äußern können. Doch zuerst die positive Nachricht. Bürgermeister Helmut Blank freute sich über die gute Resonanz und konnte im Schützenhaus in Großwenkheim 40 Gäste, vorwiegend aus dem östlichen Stadtgebiet begrüßen. Darunter waren sieben Stadträte und zwei Ortssprecher und einige Gewerbetreibende aus Großwenkheim und Kleinwenkheim. Dass nur ein Gewerbetreibender aus der Kernstadt anwesend war, erzürnte das Stadtoberhaupt sichtlich.

„Hier hätten sie die Gelegenheit, sich ihren potenziellen Kunden zu zeigen“, so Blank. Die schlechte Nachricht wird in der Meinung einiger Besucher deutlich. „Ich bin mit anderen Erwartungen gekommen und hatte gedacht, dass über Gewerbegebiete in Münnerstadt und den Stadtteilen diskutiert wird“, sagte Helga Schleier. Der ganze Abend sei von den beiden Moderatoren „wenig professionell gestaltet worden.“ Ähnlich äußerte sich Christian Radina, der ebenfalls mit anderen Erwartungen gekommen war. Irgendwie sei das Thema total verfehlt und er sei nicht gekommen, „um in mühseliger Kleinarbeit die GfK zu unterstützen. Radina stellte sich die Frage, warum grundsätzlich über ein Gewerbegebiet diskutiert werden müsse, das er ohnedies für sehr wichtig halte. Dem Großwenkheimer Zimmerermeister fehlen vor allem die Initiativen in der Altstadt. Aus eigener Erfahrung könne er feststellen, dass das Eröffnen eines Betriebes durch die Neuerschließung eines Gewerbegebietes auch unkompliziert möglich sei. Zunächst stellte Timm Jehne von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) die verschiedenen bisherigen Untersuchungsergebnisse vor. Sein Fazit: Die Kernstadt sei gut versorgt, ebenso der Stadtteil Großwenkheim. Für die restlichen Stadtteile sei die Grundversorgung nicht gewährleistet. Stadtrat Arno Schlembach bemängelte die geringe Anzahl von Fachmärkten. Da sei Handlungsbedarf. Nach Ansicht von Jehne werde die Versorgung beispielsweise mit Textilien oder durch einen Baumarkt von Mittel- und Oberzentren übernommen. Münnerstadt sei aber Unterzentrum. Argumente für und gegen ein Fachmarktzentrum in Münnerstadt gab es nicht. Jehne stellte die am Vortag in Münnerstadt gesammelten Pro- und Contra-Argumente vor. Damit war für ihn das Thema erledigt und bei dieser Veranstaltung nicht mehr relevant. Stattdessen sollten die Besucher „Ziele und Visionen von Münnerstadt unter bestimmten Aspekten“ formulieren und danach die Wichtigkeit der einzelnen Punkte bewerten. Eine Diskussion über den Punktsieger „Hallenbad weg“ lehnten Jehne und seine Kollegin Stefanie Torge, ebenfalls von der GfK, ab. Nach eher undurchsichtigen Argumenten beauftragten die beiden Moderatoren zwei Gruppen mit den Bereichen „Steigerung von Kaufkraft und Freizeitangebot“ und „Belebung und Attraktivierung der Innenstadt.“ Eifrig sammelten die Gruppen viele Details. Bei der Vorstellung nach knapp dreieinhalb Stunden Versammlungsdauer hatte sich allerdings schon die Hälfte der Besucher nach Hause verabschiedet. Stadtrat Johannes Pfennig meinte, er sehe hier die Chance, dass sich überhaupt etwas entwickeln könne und deshalb müsse der rote Teppich ausgelegt werden. Norbert Rink war der Meinung, dass Münnerstadt jahrzehntelang seine Hausaufgaben nicht gemacht habe. Für ihn mache ein Gewerbegebiet nur Sinn mit der Ansiedelung von verarbeitenden Betrieben. Inge Buhlheller wünschte sich eine Art Kombination beim Einkaufen. Die Hauptversorgung sollte im Industriegebiet angesiedelt sein, weitere Einkäufe könnten in der Innenstadt erfolgen. Arno Schlembach bemängelte, dass oft der Wille zur Beseitigung von Leerständen in der Innenstadt fehle. Helga Schleier meinte, wer zum Einkaufen sowieso fahren müsse, der komme nicht nach Münnerstadt, weil hier das Angebot fehle. Auch die Ladenöffnungszeiten spielten eine Rolle. Dieter Gehring fand die Einbeziehung der Bevölkerung gut, die Veranstaltung aber deutlich zu lang. Wichtig sei für ihn, was aus den erarbeiteten Vorschlägen gemacht wird.