Feldpostbriefe weckten Interesse des Fernsehens

Rund 1 000 Besucher kamen am letzten Wochenende nach Münnerstadt, um sich die Ausstellung von Erich Fries über Feldpostbriefe von der Schlacht um Stalingrad vor genau 70 Jahren anzuschauen. Die eindrucksvollen Dokumente aus diesem geschichtlich bedeutenden Ereignis weckten auch das Interesse des Bayerischen Fernsehens. Ein Team mit Redakteur Albrecht Rauh vom Studio Mainfranken machte zahlreiche Aufnahmen von den Dokumenten und der Arbeit von Erich Fries in Großwenkheim. Sechs Großwenkheimer, Ludwig Behr, Sigismund Fleischmann, Thomas Ziegler, Alois Schlembach, Robert Müller und Benno Volk waren im Kessel von Stalingrad und überlebten die grausame Schlacht nicht.

Einige Verwandte schilderten bei den Aufnahmen teilweise sehr emotional und eindringlich ihre Erinnerungen, auch wenn die schrecklichen Ereignisse schon 70 Jahre zurückliegen, als wären sie erst vor kurzem geschehen. Emma Bieberich, Jahrgang 1935, kann sich an ihren Vater Ludwig Behr kaum noch erinnern, da sie noch zu jung war. Er wurde bereits zu Kriegsbeginn 1939 zur Wehrmacht eingezogen und kam nur gelegentlich nach Hause. An ihren Vater erinnern noch einige Feldpostbriefe, geschrieben in deutscher Schrift. „Die Erinnerung an den Vater bleibt lebendig“, sagte der 76-jährige Fabian Volk. Einiges über seinen Vater Benno Volk habe er von der Mutter erfahren. Vom Inhalt der Feldpostbriefe wisse er nichts. Da sei oft auch verdeckt geschrieben worden. Wenn der Vater wegfuhr, sei seine Mutter ziemlich verzweifelt gewesen. „Ich vergess ihn nie“, schilderte Anton Fleischmann, Jahrgang 1931, sehr emotional die Erinnerungen an seinen Bruder Sigisbert. Die Mutter habe immer Strümpfe gestrickt und nach Stalingrad geschickt, wo es so schrecklich kalt war. Fleischmann erzählte auch von den 70 Bombenabwürfen am Karfreitag 1945 knapp zwei Kilometer von Großwenkheim entfernt Richtung Großbardorf. „Da stecken noch elf Blindgänger im Boden“, so der Zeitzeuge. Die Bomben hätten eigentlich der Muna bei Rottershausen gegolten. Auch von den Bombenabwürfen über Schweinfurt und Nürnberg habe man gewusst. Von seiner Oma habe er einiges über seinen Onkel Thomas Ziegler erfahren, sagte Burkard Ziegler. Er, Jahrgang 1945, habe an den Krieg keine Erinnerungen, da er zu jung sei. „Die Oma hat stets gehofft und gebangt“, so Ziegler. Die letzte Hoffnung auf ein Lebenszeichen sei 1956 erloschen, als der Name Thomas Ziegler nicht auf der Liste der Kriegsgefangenen stand, die der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer noch nach Deutschland holen konnte. Das Ungewisse, ob die Familienangehörigen noch leben, das jahrelange Warten auf ein Lebenszeichen sei besonders schlimm, meinten die Zeitzeugen übereinstimmend. Es sei aber besonders wichtig, der jungen Generation von den schrecklichen Ereignissen zu erzählen. Besonders dankbar müsse man Sammlern wie Erich Fries sein, die durch Originaldokumente und intensive Nachforschungen die Erinnerungen wach halten und veranschaulichen.

Sehr zufrieden mit dem Besuch der Ausstellung am letzten Wochenende zeigte sich Erich Fries. Er habe viele Fragen von Angehörigen von Kriegsteilnehmern, speziell vom Kessel von Stalingrad, beantworten müssen. Die weiteste Anreise zur Ausstellung hatten Besucher aus Kassel. Die Reservistenkameradschaft Großwenkheim wird aus dem Erlös der Ausstellung 500 Euro an den Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge für die Pflege des Soldatenfriedhofs bei Stalingrad überweisen.

Der Bericht über die Feldpostsammlung mit den Schilderungen der Angehörigen wird gesendet am Donnerstag, 31.Januar 2013 in der Abendschau des Bayerischen Fernsehens zwischen 18 Uhr und 18.45 Uhr.

Die für Donnerstag, 31.Januar 2013 angekündigte nochmalige Ausstellung der Feldpostbriefe findet nicht statt.

Feldpostbriefe erregen mediales Interesse
Für das Fernsehen schilderten Angehörige von Soldaten ihre Erinnerungen an die Schlacht von
Stalingrad. V.l.: Burkard Ziegler, Emma Bieberich, Anton Fleischmann mit Enkelin,
Fabian Volk und Redakteur Albrecht Rauh.