Menschen nehmen wie sie sind

Mit Erika Gehring sprach in der Reihe "Geschichten im Kloster Bildhausen" eine ehemalige Mitarbeiterin

Von Stefan Kritzer

Sie hatte keine einfache Kindheit und ist doch glücklich gewesen. Und als erwachsene Frau und Mutter hatte sie immer viel Arbeit. Doch alles im Leben von Erika Gehring aus Großwenkheim machte Sinn. Vor allem auch ihre rund 17-jährige Arbeit mit Behinderten im Kloster. Davon und von vielem mehr erzählte Erika Gehring in der Reihe „Geschichten im Kloster“.
Mit Moderator Anton Then ist Erika Gehring per „du“. Kein Wunder, beide wohnen in Großwenkheim, kennen sich seit Jahrzehnten. „Die Erika ist aus dem Dorfleben von Großwenkheim gar nicht mehr wegzudenken“, sagte Then. Und auch im Kloster Maria Bildhausen hat sie ihre Spuren hinterlassen. In vielen Jahren dort in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Im gut besuchten Abteigebäude am Sonntag Nachmittag bei Kaffee und Kuchen sprach Erika Gehring aus ihrem Leben. Und nach der anfänglichen Nervosität kam sie ins Erzählen und das Publikum hörte ihr genauso gerne zu wie Moderator Anton Then.

Einfach hatte es Erika Gehring zu Beginn ihres Lebens aber gar nicht. Aus der Nähe der tschechischen Stadt Decin kommt sie, von dort wurde ihre Familie vertrieben als sie gerade mal fünf Jahre alt war. Nach nur wenigen Umwegen landete sie mit ihrer Mutter und dem Großvater in Großwenkheim in der Schusterfamilie. Ein Glücksfall, wie sich bald erweisen sollte. Die Flüchtlinge wurden nämlich sofort in die bestehende Familie integriert. „Ich hatte eine glückliche Kindheit“, sagt Erika Gehring heute trotz Flucht und Vertreibung aus der Heimat. Sie besuchte die Hauswirtschaftsschule und arbeitete später vornehmlich in der Landwirtschaft, die es damals noch überall im Dorfe gab. Erst als ihre drei Töchter größer geworden waren, wagte sich Erika Gehring noch einmal in „fremdes“ Berufsleben vor und wurde Betreuerin der Behindertengruppen in Maria Bildhausen. „Da war kein Tag so wie der andere“, blickt sie heute zurück. In die Wohngruppen, so erzählt sie, hat sie viel Leben gebracht. „Fasching und die ganzen übrigen Feste, wir haben die Anlässe immer gefeiert“, sagt Erika Gehring. „Man muss die Menschen nehmen, wie sie sind“, sagte sie bezüglich der nicht immer einfachen Arbeit mit den Behinderten. Insgesamt 17 Jahre lang hat sie in Maria Bildhausen gearbeitet, bevor sie im Jahr 2000 in den Ruhestand ging. „Diese 17 Jahre in meinem Leben möchte ich nicht missen“, sagte Erika Gehring zum Abschluss im Abteigebäude. So ganz los lassen kann sie die Einrichtungen sowieso nicht. Wenn ehrenamtliche Hilfe benötigt wird, ist Erika Gehring zur Stelle. Auch heute noch im Ruhestand.

Erika Gehring im Gespräch mit Moderator Anton Then.
Erzählte im Abteigebäude von der Arbeit mit Menschen mit Behinderung.
Erika Gehring im Gespräch mit Moderator Anton Then.
Foto: Stefan Kritzer