Dom der Vorrhön vor 240 Jahren geweiht

Das markante, weithin sichtbare Wahrzeichen von Großwenkheim ist die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Vor genau 240 Jahren, am 23. August 1772, wurde sie geweiht. Erbauer war Bonifatius Geßner, Abt des Zisterzienserklosters Bildhausen.

„Dom der Vorrhön“ wird die barocke Kirche häufig genannt. Die außergewöhnliche Größe geht auf Abt Bonifatius zurück. Wie in der Ortschronik von Großwenkheim von Wendelin Volk und Josef Wabra aus dem Jahre 1988 nachzulesen ist, hat Abt Bonifatius Geßner den ursprünglichen Plan für einen Kirchenbau nicht angenommen, sondern den von ihm veranlassten größeren Plan zur Ausführung gebracht. Abt Bonifatius, der wegen der Sonne in seinem Wappen auch „Sonnenabt“ genannt wurde, wurde am 17.November 1699 als Sohn eines Landwirts in Großwenkheim geboren und am 28.Mai 1754 zum 41.Abt des Klosters Bildhausen gewählt. Trotz aller Sorgen im Kloster setzte er sich mit der Pfarrkirche in seinem Geburtsort ein bleibendes, imposantes Denkmal. Daneben erwirkte er noch die landesherrliche Genehmigung, dass in Großwenkheim vier Märkte jährlich abgehalten werden dürfen. Am 25.September 1765 legte Abt Bonifatius den Grundstein für die Kirche auf der linken Seite neben dem Chorbogen beim Altar. Das in einem Kästchen mit einer Steinplatte verdeckte Dokument, so wird berichtet, hat er eigenhändig mit der Kelle eingespeist. Bereits zwei Jahre später war der Rohbau fertiggestellt, dem die Innenausstattung folgte. Mit Johann Peter Herrlein (1722 – 1789) holte der Abt einen der bedeutendsten fränkischen Maler. Das 16 Meter lange und 9,50 Meter breite Deckengemälde im Langhaus, das die Verherrlichung der Dreifaltigkeit darstellt, zählt zu den schönsten und größten Werken des Künstlers. Von Herrlein stammen außerdem das Deckengemälde im Chorraum und der linke Seitenaltar. Nach nur siebenjähriger Bauzeit wurde das Gotteshaus am 23.August 1772 in einer dreistündigen Zeremonie vom Würzburger Weihbischof Daniel von Gebsattel geweiht. Anschließend spendete der Weihbischof noch einer Vielzahl von Gläubigen das Sakrament der Firmung. Abt Bonifatius konnte den Weihtag nicht mehr miterleben. Er war am 11.Juni 1770 im Alter von 71 Jahren gestorben. Abt Bonifatius stiftete den Hochaltar und die Kanzel. An den großzügigen Erbauer erinnern außerdem das Chronostichon am Hauptportal und das von Herrlein an die Kirchendecke gemalte Abtswappen, eine Sonne mit dem Zisterzienserwappen. Verewigt hat Herrlein den Abt auch in der linken Vorderseite des Deckengemäldes im Chorraum. Kunsthistorisch wertvoll ist auch das Hauptportal, das auch zwei lateinische Inschriften aufweist. Übersetzt: „Lob dem Erbauer, Ruhm und immerwährende Ehre“ und „Dieses zum Himmel ragende Bauwerk ist zu Ehren der in den Himmel auffahrenden Jungfrau errichtet worden und geweiht dem Märtyrer Bonifatius.“ (Festschrift 950 Jahre Kirche Großwenkheim im Jahre 1993). Interessant ist auch die Finanzierung des Bauwerks. Schuldheiß Caspar Schmitt erstellte 1770 einen aufschlussreichen, präzisen Kostenbericht. Bei den Ausgaben für den Baumeister, die anderen Handwerker und für Materialien errechnete Schmitt eine Summe von 9665 fl (Gulden) und 2,5 bz (Batzen). Dem gegenüber standen Einnahmen von 2136 Gulden und 10 Batzen. Die Bilanz zeigte einen erheblichen Fehlbetrag. Diesen schoss Abt Bonifatius vor, das das Gotteshaus kein Bargeld besaß. Im Jahre 1775 konnte der Gotteshauspfleger die Schulden beim Kloster Bildhausen begleichen. Weitere Details zum Kirchenbau sind in der erwähnten Ortschronik enthalten.

Die Pfarrkirche von Großwenkheim  Die Pfarrkirche von Großwenkheim  Die Pfarrkirche von Großwenkheim
Die Pfarrkirche von Großwenkheim


Die Pfarrkirche von Großwenkheim von Innen
Die Pfarrkirche von Großwenkheim von Innen


Abt Bonifatius Geßner wurde von Johann Peter Herrlein an der Decke verewigt.
Abt Bonifatius Geßner wurde von Johann Peter Herrlein an der Decke verewigt.